Starkregenereignisse werden künftig häufiger und auch intensiver auftreten. Die Auswirkungen dieser auf die Natur und den Menschen sind bereits deutlich spürbar und erfordern gezielte Anpassungsmaßnahmen – insbesondere in den Bereichen Sicherheit, Land- und Forstwirtschaft und Tourismus.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Die Erderwärmung schreitet rasant voran. Wir sehen das mittlerweile Tag für Tag. Extremwetterereignisse nehmen zu, richten große Schäden an und stellen die Menschen vor enorme Herausforderungen. Der Klimawandel wirkt sich unmittelbar auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen aus. Der jüngste Klimastatusbericht unterstreicht erneut, wie dringend wir uns für den Klimaschutz und die Klimawandelanpassung engagieren müssen.“
Astrid Eisenkopf, burgenländische Landeshauptmann-Stellvertreterin und Vorsitzende der Landesklimaschutzreferent:innenkonferenz: „Die Rekordwärme von 2023 verdeutlicht, wie dringend wir handeln müssen. Starkregen, Stürme und Hagel sind keine Ausnahmeereignisse mehr und verursachen Schäden in Millionenhöhe. Wir müssen in Zukunft noch stärker die Kräfte im Kampf gegen den Klimawandel bündeln und mit effizienten Maßnahmen gegensteuern. Es gilt, die Schäden des Klimawandels so gering wie möglich zu halten. Das Land Burgenland setzt sich gemeinsam mit den burgenländischen Gemeinden seit Jahren sehr intensiv mit der Thematik der Klimawandelanpassung auseinander, trifft doch der Klimawandel viele Aufgabenbereiche der Kommunen: Das Bauwesen, die örtliche Raumplanung, die Wasserversorgung und -entsorgung, den Katastrophenschutz oder die Straßenerhaltung. Um später Kosten zu sparen, ist es sinnvoll, bereits frühzeitig in die Anpassung zu investieren – für die nachhaltige Absicherung unserer Infrastruktur und zur Sicherung der Daseinsvorsorge. Die Anpassung an diese Realität ist entscheidend, um unsere Gemeinschaften und Ökosysteme zu schützen.“
Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds Bernd Vogl: „Starkregenereignisse treten in Österreich durch die Klimaveränderung immer häufiger auf. Zwar können diese nicht verhindert, die Schäden allerdings vermieden oder zumindest minimiert werden. Mit unseren Programmen ‚KEM! – Klima- und Energiemodellregionen‘ und ‚KLAR! – Klimawandel-Anpassungsmodellregionen‘ unterstützen wir konkret Gemeinden dabei, Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung umzusetzen. Es ist essenziell, dass wir uns gemeinsam auf solche extremen Wetterereignisse vorbereiten. Dabei hilft uns auch der Klimastatusbericht.“
Herbert Formayer, wissenschaftlicher Leiter des Berichts und Professor am Institut für Meteorologie und Klimatologie (BOKU): „Die Klimabilanz 2023 zeigt, dass es notwendig ist, sich so gut wie möglich an die bereits vorhandenen und zukünftig zu erwartenden Auswirkungen anzupassen. Nicht nur das Schadensausmaß, sondern auch das Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung steigt an. Im vergangenen Jahr sahen wir dies leider viel zu oft: Menschen, die in Not geraten sind, die evakuiert werden mussten oder von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten wurden. Anpassungsmaßnahmen und Klimaschutz sind nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft, die stark von den Wetterextremen betroffen ist, sondern auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ein absolutes Muss und dringend notwendig.“
Der Klimastatusbericht 2023 – Ergebnisse / Ereignisse in aller Kürze
Mit einer österreichweiten Durchschnittstemperatur von +8,7 °C gilt das Vorjahr als das bisher wärmste Jahr der Messgeschichte. Das entspricht einer Abweichung von +2,5 °C zum Klimamittel 1961-1990.
Im Jänner dominierten heftige Schneefälle das Wettergeschehen, im Februar sorgten zusätzlich Sturm und Windböen für umgestürzte Bäume. Anfang April setzte Spätfrost den Obstbäumen stark zu.
In den Monaten Mai, Juni und Juli zogen zahlreiche Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel über das Land. Am 11. Juni kam es aufgrund des aufgetauten Permafrosts in der Silvrettagruppe zu einem Bergsturz; nach dem Abbruch von 1.000.000 m3 Gesteinsmassen ist der Südgipfel des Fluchthorns seither um rund 20 Meter niedriger.
Anfang August verursachten massive Niederschläge im Süden Österreichs unzählige Schäden in Form von Überschwemmungen, Hochwasser Murenabgängen und Erdrutschen sowie hohen See- und Grundwasserspiegeln. In Kärnten mussten in 66 von 132 Gemeinden Personen evakuiert werden.
In der Steiermark kam es durch die tagelangen Niederschläge zu 280 Erdrutschen. Knapp 1.000 Feuerwehren waren mit 16.000 Feuerwehrmännern und -frauen mehr als 6.000-mal im Einsatz. Insgesamt wurden in der Zeit von 3. bis 6. August Gesamtschäden von über 100 Mio. Euro verzeichnet.
Von den großen Regenmengen profitiert hat der Neusiedlersee, der als flacher Steppensee auf ausreichend Niederschlag angewiesen ist.
Die beiden darauffolgenden Monate September und Oktober gehen gemeinsam als „wärmster Herbst“ in die Messgeschichte ein. Über das Jahr traten vier Hitzewellen auf – zwei davon dauerten mit bis zu 18 (Juli) bzw. 16 Tagen (August) ungewöhnlich lange an.
Über das Jahr schien die Sonne durchschnittlich 1.605 Stunden. Im österreichischen Flächenmittel fiel über das Jahr mit 1.275 mm um 21 Prozent mehr Niederschlag, es war also nicht nur heiß, sondern es hat auch viel geregnet. Was die Niederschlagssummen betrifft, wurden speziell im November und Dezember im Flächenmittel einige neue Bundeslandrekorde aufgestellt.
Das Jahr endete mit dem Sturmtief „Zoltan“, das in fast allen Landesteilen für beschädigte Dächer, Stromausfälle und blockierte Straßen und Bahnverbindungen sorgte.