Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits heute deutlich spürbar: Extremwettereignisse, Dürreperioden, Gletscherschwund – dafür ist die Klimakrise verantwortlich. Steigen die Temperaturen in den Bergen noch weiter, schmilzt das Eis noch schneller. Der Bericht verdeutlicht erneut, dass wir jedes Jahr und auf allen Ebenen ambitionierten Klimaschutz brauchen.“
Ursula Lackner, steirische Umweltlandesrätin und Vorsitzende der Landesklimaschutzreferent:innenkonferenz: „Der Gletscherschwund aufgrund des Klimawandels hat für Österreich bereits weitreichende Folgen. Es geht dabei nicht nur mehr allein um den Wintertourismus, sondern insbesondere um die lebensnotwendige Ressource Wasser für die Menschen, die Wirtschaft und unsere Naturgebiete. Der Klimastatusbericht ist für die Bundesländer ein wichtiges Instrument, dass klimabedingte Extreme rechtzeitig erkannt und darauf basierend gute Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden. Der vorliegende Bericht ist aber auch ein Weckruf. Denn er zeigt klar: Die Anstrengungen zum Klimaschutz müssen weiter intensiviert werden, um die überlebensnotwendigen Klimaziele zu erreichen.“
Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds Bernd Vogl: „Wir sind alle gefordert, Anpassungsstrategien an den Klimawandel umzusetzen. Der Klimastatusbericht hilft uns dabei, Maßnahmen zu fördern, die dazu beitragen, unsere Gesellschaft und Infrastruktur widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen und uns auf eine nachhaltige Zukunft vorzubereiten.“
Herbert Formayer, wissenschaftliche Leiter des Berichts und Professor am Institut für Meteorologie und Klimatologie (BOKU): „Die Klimabilanz 2022 beweist, dass die Erwärmung rasant fortschreitet. Mit einer Abweichung von +2,4 °C gilt das Jahr als das zweitwärmste der gesamten Messgeschichte. Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Gletscher in den nächsten 20 Jahren – ganz unabhängig, von welchem Szenario man ausgeht – halbieren werden. Wir können das nicht mehr verhindern. Nun ist es wichtig, sich mit dem totalen Verlust der Gletscher auseinanderzusetzen, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.“
Die österreichischen Gletscher verloren im Jahr 2022 im Mittel drei Meter Eisschicht, das war in etwa doppelt so viel Masse wie im Schnitt der vergangenen 30 Jahre. Auswirkungen des Gletscherschwunds betreffen nicht nur die Hochgebirge. Das abschmelzende Eis und auftauende Permafrostböden führen zu Steinschlägen, Felsstürzen und Murenabgängen und gefährden dadurch den
(Ski-)-Tourismus, die alpine Infrastruktur sowie die Sicherheit im alpinen Raum. Der Gletscherschwund wirkt sich weiters auf den Wasserkreislauf, die Biodiversität, die Schifffahrt bis hin zur Energiewirtschaft aus und macht rasche Anpassungsmaßnahmen – insbesondere in den Bereichen Wasserwirtschaft, Katastrophenschutz und Tourismus – nötig.
Der Klimastatusbericht 2022 – Ergebnisse / Ereignisse in aller Kürze
Extrem hohe Temperaturen, wenig Schneefall und starke Strahlung führten 2022 zu massivem Gletscherschund. Das gesamte Vorjahr war mit einer österreichweiten Durchschnittstemperatur von +8,1 °C außerordentlich warm. Der März zeigte sich außergewöhnlich niederschlagsarm und extrem sonnig. Über das Jahr schien die Sonne über rund 1750 Stunden. Im österreichischen Flächenmittel fielen über das Jahr rund 940 mm Niederschlag, was bei großen regionalen Unterschieden einer mittleren Abweichung von minus 12 Prozent entspricht.
Am 28. Juni verursachten in Arriach und Treffen (Kärnten) heftige Unwetter das größte Hochwasser der letzten drei Jahrzehnte. Die enormen Wassermengen und Schlammlawinen sorgten für Beschädigung und Zerstörung – das Ergebnis waren Gesamtschäden von rund 100 Mio. Euro in der Landwirtschaft.
Mitte Juli folgte eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 38 °C (Seibersdorf, NÖ). In Wien versursachte die Hitze um 300 Rettungseinsätze mehr pro Tag als üblich.
Während Mitte August im Westen (Rheintal) extremer Starkregen Straßen und Gebäude überflutete, verursachte die anhaltende Trockenheit im Osten niedrige Pegelstände von Seen und Grundwasser. Der Neusiedler See (Burgenland) erreichte seinen tiefsten Wasserstand seit 1965. Zur Gänze ausgetrocknet ist 2022 der ebenfalls im Burgenland gelegene Zicksee.
2022 wurde zum ersten Mal eine Tropennacht, in der die 20 °C-Marke nicht unterschritten wurde, im Oktober verzeichnet. Zudem geht der Oktober als wärmster in die Messgeschichte ein.
Das Jahr endete ebenfalls mit ungewöhnlich hohen Temperaturen, die für erheblichen Schneemangel in den Skigebieten sorgten.
Zum Klimastatusbericht Österreich
Der jährlich erscheinende Klimastatusbericht Österreich wird im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie aller neun Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) und GeoSphere Austria – Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie erstellt. Er zeigt, welche Anpassungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen zur Verfügung stehen, um negative Folgen in den am stärksten betroffenen Bereichen zu verhindern oder abzumildern.
Der gesamte Bericht steht auf dieser Webseite zum Download zur Verfügung – siehe unten.
Alle bisherigen Berichte sind unter https://ccca.ac.at/wissenstransfer/klimastatusbericht abrufbar.