Eines geht aus der Studie „Chancengleichheit in der Energiebranche“ klar hervor: Auch wenn der Frauenanteil in der Energiebranche in den letzten Jahren sichtbar gestiegen ist, ist man von einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis noch weit entfernt. Mittlerweile sind 24 Prozent der Angestellten in der österreichischen Energiebranche weiblich. Der Frauenanteil in den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen ist jedoch sehr unterschiedlich. Mit zunehmenden technischen-manuellen oder führungsbezogenen Aufgaben nimmt der Anteil der Frauen überproportional ab. Im Top-Management sind nur rund 10 Prozent Frauen vertreten.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Der Energiesektor ist oftmals noch von Männern dominiert. Das muss sich ändern. Und hat sich auch schon begonnen zu ändern. Es ist mir ein großes Anliegen, dass Frauen die Möglichkeit haben, in allen Branchen Karriere zu machen. Wir müssen Geschlechterstereotypen entschieden entgegenwirken und Klimaberufe auch für Frauen attraktiv gestalten.“
Grundlage der Studie, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Energy Transition 2050“ des Klima- und Energiefonds und mit Mitteln des Klimaschutzministeriums finanziert wurde, war eine thematische Bestandsaufnahme. Für die umfassende Analyse wurden Geschäftsberichte und Nachhaltigkeitsberichte, aber auch Informationen beispielsweise zu Frauenförderung, Gender-Mainstreaming und Diversity herangezogen. Insgesamt wurden Daten von 116 Organisationen unterschiedlicher Größe aus allen neun Bundesländern analysiert. In quantitativen und qualitativen Erhebungen mit Unternehmen und Mitarbeiter:innen wurden zudem umfassende Daten und Fakten der Branche erhoben. Bei der umfassenden Studie wurde die Expertise des AIT Center for Technology Experience, des AIT Center for Energy und des AIT Center for Innovation Systems & Policy gebündelt.
Neben der Auseinandersetzung mit geschlechterbezogener Diskriminierung beschäftigt sich die Studie auch mit Altersdiskriminierung und Ungerechtigkeiten aufgrund von Elternschaft und Familienstand. Auch die Rahmenbedingungen und Erfahrungen in Bezug auf andere Diversitätsdimensionen wie Alter, Behinderung oder ethnische Herkunft wurden in der Studie erhoben.
Chancengleichheit vorantreiben
Neben aktuellen Daten zu unterschiedlichen Diskriminierungsformen zeigt die Studie, welche Maßnahmen in Bezug auf Gleichstellung und Chancengleichheit bereits ausgearbeitet und umgesetzt werden. Gendersensible Sprache, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gelebte Chancengleichheit nehmen im Bewusstsein der Mitarbeiter:innen zunehmend einen hohen Stellenwert ein. Als konkrete Empfehlungen fassten Julia Himmelsbach und Lisa Diamond vom AIT Center for Technology Experience beim Event unter anderem folgende Punkte zusammen:
- Nachwuchsförderung: In „MINT-Kindergärten“ könnten zum Beispiel bereits sehr früh neue Rollenbilder und Kompetenzen aufgebaut und gefördert werden.
- Lehrer:innenausbildung: Durch Sensibilisierungsmaßnahmen für das Thema Diversität und Vermeidung von stereotyper Rollenbildvermittlung kann bereits in der Ausbildung von Lehrer:innen ein entsprechendes Bewusstsein geschaffen werden.
- Diverse Zielgruppen, diverse Ansprache: Im Bereich der Rekrutierung braucht es die Ansprache unterschiedlicher Gruppen in Bezug auf die Sprache, Repräsentation und Role Models.
- Faire Bewerbungsprozesse: Einstellungsentscheidungen sollten fair und transparent ablaufen wie z.B. über Anonymisierung und das Prinzip mehrerer und begründeter Bewertungen.
- „New Work“: Das Anbieten unterschiedlicher Arbeitsmodelle kann für alle Mitarbeiter:innen, insbesondere für Personen mit Betreuungstätigkeiten (für Kinder und alte Angehörige) sowie für Personen mit Behinderung die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Privatleben positiv beeinflussen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Teilzeit und Job Sharing, Homeoffice, flexible Arbeitsgestaltung, Karenz und Freistellungen, Push für Väter-Karenz oder adäquate Arbeitsmodelle und Infrastruktur für ältere und beeinträchtigte Mitarbeiter:innen.
Um Diskriminierung entgegenzuwirken, empfehlen die Studienautor:innen darüber hinaus, an inklusiven Organisationskulturen zu arbeiten und die Fortschritte kontinuierlich zu monitoren.
Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds Bernd Vogl: „Chancengleichheit stellt für unsere gesamte Bevölkerung eine Bereicherung dar. Teams, die sich divers und geschlechtergerecht zusammensetzen, arbeiten produktiver und sorgen so für das Gelingen der Energiewende.“
Die Veranstaltung „Frauen stärken die Energiewende! – Für mehr Chancengleichheit in der Energiebranche“ im Kuppelsaal der TU Wien wurde im Rahmen der heimischen Begleitaktivitäten der Equality Initiative (Equality in Energy Transitions) durchgeführt. Die Initiative zielt darauf ab, Frauen in Energieberufen miteinander zu vernetzen, ihre Sichtbarkeit zu steigern, Frauen in Führungsrollen zu würdigen und Rollen- und Berufsbilder für junge Frauen aufzuzeigen.