Seit zwei Jahren arbeitet die österreichische Klimaforschungsgemeinschaft am zweiten Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel (AAR2). Der Bericht, der vom Klima- und Energiefonds im Rahmen des Austrian Climate Research Programm gefördert wird, soll eine umfassende Aufbereitung der wissenschaftlichen Forschung zum Klimawandel in Österreich liefern und die Inhalte des 2014 erschienenen ersten Österreichischen Sachstandsberichts aktualisieren. In seiner Breite geht der AAR2 über die vom Austrian Panel on Climate Change APCC publizierten Spezialberichte hinaus.
Der Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel fasst den aktuellen Stand der Forschung zum Thema zusammen und orientiert sich in seiner Methodik am Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC. Die erste Auflage des Berichts erschien 2014. Im Sommer 2025 soll nun der 2nd Austrian Assessment Report on Climate Change AAR2 veröffentlicht werden. Die Arbeiten dazu sind bereits weit fortgeschritten.
150 Autor:innen, ein Ziel
Der AAR2 ist ein Gemeinschaftswerk: Mehr als 150 Wissenschaftler:innen schreiben daran, in acht Kapiteln werden alle Facetten des Klimawandels aufbereitet: physikalische Grundlagen ebenso wie die als Folge des Klimawandels zu erwartenden Veränderungen, Betrachtungen der einzelnen Wirtschaftssektoren ebenso wie Ideen zu Emissionseinsparungen und Anpassungsmöglichkeiten, Transformationspfade für eine klima-neutrale Gesellschaft ebenso wie die Betrachtung der österreichischen Berggebiete als mehrdimensionalen Schwerpunktbereich. Ziel des Berichts ist es, die gesellschaftliche Diskussion über Klimawandel und Klimaanpassung zu unterstützen und eine Grundlage für evidenzbasierte Politikmaßnahmen zu liefern.
Die Koordination des Berichts obliegt den Co-Chairs Margreth Keiler (Universität Innsbruck), Daniel Huppmann, Keywan Riahi (beide IIASA) und Harald Rieder (Universität für Bodenkultur Wien), die von mehreren Postdocs und Nachwuchswissenschaftler:innen als Technical Support Unit und Chapter Scientists unterstützt werden.
Methodik folgt dem Weltklimarat IPCC
In seinem Aufbau und im Arbeitsprozess orientiert sich der AAR2 am Klima-Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Der Bericht bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse aus relevanten Publikationen auf, interdisziplinäre Themen werden in sogenannten Cross-Cuts behandelt. Wenn zu bestimmten Fragen nicht ausreichend auf Österreich bezogene wissenschaftliche Evidenz zur Verfügung steht, werden Erkenntnisse aus Studien für andere Länder auf Österreich übertragen sowie Expert:innen-Analysen miteinbezogen.
Die wissenschaftliche Qualität des Berichts wird in einem mehrstufigen Review-Prozess sichergestellt. Im Herbst 2023 wurde der erste Entwurf der Beiträge an die Gutachter:innen übermittelt, nun arbeiten die Autor:innen die Kommentare der Gutachter:innen ein. Vor wenigen Wochen fand überdies ein Treffen der leitenden Autor:innen, das inzwischen bereits dritte Lead Author Meeting, bei dem die Anmerkungen der Gutachter:innen besprochen wurden und der zweite Entwurf vorbereitet wurde.
Finale Version in Vorbereitung
Im Sommer 2024 wird der zweite Entwurf in Begutachtung geschickt, die Kommentare der Gutachter:innen zum zweiten Entwurf sollen im Herbst 2024 eingearbeitet werden. Um eine vollständige Berücksichtigung aller einlangenden Kommentare in der finalen Version zu gewährleisten, wird der Begutachtungsprozess von sechzehn externen Review-Editor:innen begleitet.
Parallel zum wissenschaftlichen Review-Prozess gibt es einen Stakeholder-Prozess, um sicherzustellen, dass der AAR2 auch die relevanten gesellschaftlichen Fragen abdeckt. In diesem Prozess sind Akteur:innen aus unterschiedlichsten Bereichen eingebunden: Vertreter:innen der Bundesministerien ebenso wie Vertreter:innen der Sozialpartner, der zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie von Unternehmen.
Bislang fanden zwei themen-fokussierte Roundtables sowie ein Co-Creation-Workshop mit rund fünfzig Teilnehmer:innen statt. Dabei wurden Fragestellungen zu den Auswirkungen der Klimakrise in den Bereichen Arbeit und Bildung, Gesundheit, Energie, Mobilität und Flächennutzung besprochen. Weitere Veranstaltungen und Formate im Rahmen des Stakeholder-Prozesses sind derzeit in Ausarbeitung.