Die Waldbrandgefahr ist auf dem Vormarsch – selbst im Winter!
Der Klimawandel hat das Waldbrandrisiko in Europa und seiner Nachbarschaft in den vergangenen Jahren stark erhöht. Laut einem aktuellen Bericht der europäischen gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre, JRC) und einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nehmen sowohl die betroffenen Flächen als auch die Intensität und Dauer von Waldbränden in Europa zu. Besonders im Süden Europas häufen sich Brände, wie etwa in Portugal im September 2024, wo dutzende Brände gleichzeitig über fünfzig Gemeinden heimsuchten.
Auch in Österreich steigen die Risiken: Besonders gefährdet sind alpine Schutzwälder, die häufig aus leicht entflammbaren Nadelbäumen bestehen. Der Klimawandel begünstigt durch Trockenperioden die Ausbreitung von Bränden – eine Bedrohung, die sich in Zukunft noch weiter verschärfen wird. So zeigt sich aktuell, dass auch der Winter zunehmend zur Risikosaison wird: Im Süden der Steiermark sind Stand Februar 2025 nur etwa 20 Prozent der üblichen Niederschläge gefallen, in Wien lag das Defizit bei 70 Prozent. Feuerwehr und Experten warnten vor der anhaltenden Dürre und rieten zu absoluter Vorsicht bei offenem Feuer im Wald.
Fortschritte im Waldbrandgefahrenmanagement
Um auf diese zunehmenden Herausforderungen zu reagieren, wurden in Österreich in den letzten Jahren innovative Werkzeuge und Strategien entwickelt:
- Risikokarten und Frühwarnsysteme: Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) bieten auf der Plattform naturgefahren.at eine Waldbrand-Risikokarte auf Bezirks- und Gemeindeebene Sie zeigen die Gefährdung von Waldbeständen, Infrastrukturen und Siedlungsräumen. Insgesamt wurde dabei für mehr als die Hälfte der österreichischen Bezirke und Statutarstädte zumindest eine mittlere Waldbrandrisikostufe festgestellt. Der Waldatlas der WLV ergänzt diese Informationen um Geodaten zu Wald, Naturgefahren und Biodiversität.
- Dokumentation und Prävention: Die Waldbranddatenbank der Universität für Bodenkultur Wien dokumentiert alle Waldbrände in Österreich und liefert wertvolle Informationen für Präventivmaßnahmen.
Derartige Werkzeuge helfen, die Waldbrandgefahren vorzeitig zu erkennen und – sollte dies notwendig sein – Präventivmaßnahmen zu ergreifen, um Bränden vorzubeugen.
Forschung für die Zukunft
Im ACRP-Forschungsprojekt „Austria Fire Futures“ wird darüber hinaus an der Verknüpfung unterschiedlicher Gefahrenvariablen wie der Geländemorphologie, der Verfügbarkeit von brennbarem Material und der Waldnutzung gearbeitet. Ziel ist eine dynamische, öffentlich zugängliche Brandgefahrenkarte, die die Daten zur meteorologischen Waldbrandgefahr durch die GeoSphere Austria ergänzt.
Internationale Perspektiven liefert das Forschungsprojekt „Fire&Ice“ am IIASA in Laxenburg, das Brandursachen und Eindämmungsstrategien in der borealen Zone untersucht. Erkenntnisse aus den kalten, aber immer trockeneren Wintern borealer Wälder werden zunehmend relevanter für Österreich, da ähnliche Klimabedingungen auch hier häufiger auftreten. Gerade in trockenen Wintern, wie aktuell in der Steiermark und Wien, können Erkenntnisse über Brandverhalten, Feueranfälligkeit von Vegetation und effektive Präventionsstrategien aus Regionen mit ähnlichen Herausforderungen Hinweise zur zukunftsorientierten Verbesserung des Waldbrandrisikomanagements in Österreich liefern.
Lokale Initiativen mit Vorbildcharakter
Auch auf Gemeindeebene zeigen innovative Projekte, wie man der Waldbrandgefahr begegnen kann. In vier KLAR!-Regionen – KLAR! Bucklige Welt – Wechselland, KLAR! Klimafittes Oberes Feistritztal, KLAR! Erholungsregion Joglland und KLAR! Dechantskirchen & Vorau – wurden Orientierungskarten entwickelt, die Einsatzkräften bei der Waldbrandbekämpfung helfen. Dieses Gemeinschaftsprojekt wurde 2024 mit dem ASDR Naturgefahren-im-Klimawandel-Award ausgezeichnet und gilt als Vorbild für andere Regionen und Gemeinden in Österreich.
Die zunehmende Bedeutung von Waldbränden im Winter zeigt, dass lokale Initiativen auch in der kalten Jahreszeit auf Prävention und Risikomanagement setzen müssen. In besonders trockenen Regionen könnte es sinnvoll sein, zusätzliche Informationskampagnen und Vorsichtsmaßnahmen zu implementieren, um die Bevölkerung auch im Winter für die zunehmende Waldbrandgefahr zu sensibilisieren.
Dieser Text entstand in Kooperation mit Expert:innen vom Umweltbundesamt Österreich.