08.04.2025 – Newsletter-Beiträge – #01/2025

Für eine faire Mobilitätswende

Eine leere Bushaltestelle vor einem Wald.

Um die Mobilität künftig sozialer und klimagerechter zu gestalten, haben die Projekte MOSAIK und österREICHbar das Thema aus der Perspektive verschiedener Personengruppen untersucht. Die Projekte wurden im Rahmen des vom Klima- und Energiefonds aufgesetzten Programms „Nachhaltige Mobilität in der Praxis“ gefördert. Sie sind ein wichtiger Schritt, um Angebote und Lösungen zur Vermeidung von Mobilitätsarmut zu finden.

Mobilität ist ein zentraler Bestandteil unseres Alltags. Doch nicht alle Menschen haben gleichermaßen Zugang dazu. Besonders armutsgefährdete Personen ohne PKW im schlecht mit ÖPNV erschlossenem ländlichen Raum stehen vor Mobilitätsbarrieren und in weiterer Folge vor Mobilitätsarmut. Auch hohe Energiekosten tragen zu Mobilitätsarmut bei, da Mobilität in ihrer derzeitigen individualisierten Form sehr energieintensiv ist.

Ein Mosaikstein für gerechte Mobilität

Das Projekt MOSAIK untersuchte Mobilitätsarmut im oberösterreichischen Innviertel. Besonderer Fokus lag dabei auf Arbeitnehmer:innen und Unternehmen. Gerade Arbeits- und Ausbildungswege sind oft für Mobilitätsarmut mitverantwortlich, weil sie schwer verlegbar sind und häufig nur mit dem PKW zurückgelegt werden können. Das kann nicht nur erhebliche finanzielle sowie zeitliche Belastungen bedeuten, sondern auch den Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt erschweren.

Analyse in vier Schritten

Die Analysen im Rahmen des Projekts MOSAIK erfolgten in vier Schritten und lieferten folgende Ergebnisse:

1. Die Analyse der Erreichbarkeit zeigte, dass die ÖV-Angebotsqualität zwischen wichtigen Wohn- und Arbeitsstandorten im Innviertel deutlich unter dem Durchschnitt vergleichbarer ländlicher Regionen liegt. Besonders problematisch sind fehlende Frühverbindungen und die geringe Anbindung weit verstreuter Pendelrouten.

2. Die Analyse der Betroffenheiten zeigte mit Hilfe von qualitativen Interviews mit Beteiligten und Expert:innen die hohe Pkw-Abhängigkeit als zentrale Mobilitätsherausforderung, insbesondere in Verbindung mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und Betreuungspflichten.

3. In der Analyse der unternehmerischen Optionen wurden gemeinsam mit der Firma JOSKO Fenster und Türen GmbH spezifische betriebliche Mobilitätsprobleme untersucht. Die ÖV-Anbindung des Betriebsstandorts, die spezifischen Arbeitszeiten und -modelle sowie Betreuungspflichten der Mitarbeitenden erwiesen sich hier als entscheidende Einflussfaktoren. Firmenshuttles und Mitfahrgelegenheiten wurden hinsichtlich ihrer räumlich-zeitlichen Machbarkeit näher beleuchtet.

4. Im vierten Schritt wurden Handlungsoptionen erarbeitet. Ein Stakeholder-Workshop ergab, dass neben politischen Fördermaßnahmen insbesondere betriebliche Kooperationen – etwa durch gemeinsame Shuttles – zielführend wären.

Wirtschaftliche Herausforderung

Insgesamt zeigt das Projekt, dass Mobilitätsarmut nicht nur eine soziale, sondern auch eine wirtschaftliche Herausforderung ist. Die Lösungsansätze, die im Rahmen des Projekts erarbeitet wurden, bieten Potenzial zur nachhaltigen Verbesserung der Erreichbarkeit und zur Reduktion privater Mobilitätskosten für Arbeitswege. Weitere Empfehlungen können im Abschlussbericht nachgelesen werden.

Mobilitätsreiches Österreich

Mobilitätsarmut zeigt sich nicht nur bei Arbeits- und Ausbildungswegen, sondern betrifft auch viele andere Bereiche des täglichen Lebens. Besonders ohnehin schon armutsgefährdete Gruppen wie ältere und hochbetagte Personen, kinderreiche Familien und Alleinerziehende sind für Mobilitätsarmut besonders anfällig. Das Projekt österREICHbar, abgeleitet von: örtliche Standortverbesserungen in ländlichen Gebieten für mobilitätsarme Zielgruppen zielt daher darauf ab, Angebote und Lösungen für die verbesserte Erreichbarkeit im ländlichen Raum aufzuzeigen und die Mobilitätskosten zu verringern. Die erwähnten besonders betroffenen Gruppen stehen dabei im Fokus.

Im ersten Teil des Projekts wurde daher eine räumlich differenzierte Quantifizierung der Schlüsselpersonengruppen vorgenommen, um Gruppen mit ÖV-Erreichbarkeitsdefiziten zu identifizieren, ihre Mobilitätsbedürfnisse zu beschreiben und auch die lokalen und regionalen Unterschiede in der ÖV-Versorgungsqualität zu erfassen. Das ermöglichte, die Zahl der von Mobilitätsarmut gefährdeten Personen lokal und regional differenziert abzubilden.

Im zweiten Teil des Projekts wurden zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots und der Versorgungsangebote erarbeitet sowie Kommunikationsstrategien zur Akzeptanzsteigerung und Bewusstseinsbildung entwickelt. Um die Umsetzung der Ergebnisse vorzubereiten und zu erleichtern, wurde ein Leitfaden für regionale und lokale Akteur:innen erstellt. In der Folge wurde der Leitfaden im Participatory Research-Ansatz in zwei Gemeinden der Kleinregion Südliches Waldviertel erprobt.

Spannende Ergebnisse

In den Ergebnissen zeigte sich, dass in stark von Streusiedlungen geprägten Räumen Schüler:innenverkehre sehr gut organisiert sind. Weitere kollektive Mobilitätslösungen für den Alltagsverkehr sind von kommunaler Seite jedoch schwer umzusetzen. Erfolgversprechend sind hier betriebliche Mobilitätsmanagementlösungen wie z. B. Mitfahrgemeinschaften, die es Familien ermöglichen, zumindest auf den Zweit-Pkw zu verzichten. Allerdings erfordern solche Ansätze ein Engagement der Arbeitgeber:innen.

Aus Sicht der Zielgruppen ist zu erwähnen, dass gerade in von Mobilitätsarmut bedrohten Gemeinden der nachbarschaftliche Zusammenhalt groß ist und Fahrten bewusst als zeit- und energieeffiziente Wegeketten geplant werden. In Gemeinden mit kompakterer Siedlungsstruktur und Zentrumsfunktionen können überdies ehrenamtlich organisierte Bedarfsverkehre eine gute Lösung zur Ergänzung des ÖV-Systems sein. Hier benötigen die Gemeinden allerdings Unterstützung bei der Rekrutierung von ehrenamtlichen Fahrer:innen und bei der Beantwortung technisch-rechtlicher Fragen.

Noch mehr Infos

Alle Ergebnisse sowie den Leitfaden für regionale und lokale Akteur:innen finden Sie im Endbericht von österREICHbar. Daneben bietet der Kurzbericht eine kompakte Zusammenfassung.

Quantifizierte Zahlen der von Mobilitätsarmut betroffenen Haushalte in Österreich können Sie im Vorgängerprojekt erREICHbar nachlesen: https://www.klimafonds.gv.at/wp-content/uploads/2024/09/erREICHbar_Bericht_final.pdf

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