Geothermie kann einen substanziellen Beitrag zur Wärmewende liefern. Gerade in Österreich ist das Potential riesig, bleibt aber noch weitgehend ungenutzt. Aus diesem Grund förderte der Klima- und Energiefonds mit seiner Ausschreibung “Tiefengeothermie“ die Nutzung von geothermischen Ressourcen. Die Tiefengeothermie-Anlage Aspern ist eines der geförderten Projekte.
Buchstäblich unter unseren Füßen steckt eine nahezu unerschöpfliche Wärmequelle – denn unter der Erdoberfläche ist Wärmeenergie gespeichert. Je tiefer man dabei ins Erdinnere vordringt, desto wärmer wird es: In Mitteleuropa, also auch in Österreich, nimmt die Temperatur um circa 3° C pro 100 Meter Tiefe zu. Nutzt man diese Wärme, erhält man nachhaltige, CO2-neutrale, wetterunabhängige und dezentrale Energie, die zur Produktion von Wärme und Strom verwendet werden kann. Ein großer Vorteil gegenüber anderen erneuerbaren Energieträgern ist die Grundlastfähigkeit der Geothermie, da sie unabhängig von Wetter und Tageszeit zur Verfügung steht.
Schlüsselrolle für die Energiewende
In Österreich entfallen rund 50 Prozent des Energiebedarfs auf die Wärmebereitstellung. In privaten Haushalten sind es sogar rund 71 Prozent, der Großteil dieser Energie stammt immer noch aus fossilen Trägern. Besonders für Städte und für industrielle Anwendungen kann (Tiefen-)Geothermie daher eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielen.
Bei der oberflächennahen Geothermie wird in einer Tiefe von bis zu 300 Meter Erdwärme von circa 8 bis 60 Grad aus dem Untergrund entnommen – entweder um Gebäude zu kühlen oder um sie zu beheizen. Je nach lokalen Gegebenheiten werden unterschiedliche Systeme genutzt. Neben Erdwärmekollektoren oder Erdwärmebrunnensystemen können auch Erdwärmesonden verwendet werden.
Bei der Tiefengeothermie wird Wärme aus geeigneten geologischen Schichten in einer Tiefe von mehreren tausend Metern entnommen. Das in Österreich derzeit geläufige System ist die hydrothermale Nutzung. Üblicherweise gibt es dabei zwei Bohrungen, eine Förderbohrung und eine Injektionsbohrung. Über die Förderbohrung wird das heiße Thermalwasser aus der Tiefe an die Oberfläche gepumpt, wo seine thermische Energie für die Wärme- oder Stromerzeugung genutzt wird. Anschließend leitet die Injektionsbohrung das abgekühlte Wasser wieder zurück in den Untergrund.
Chancen der Geothermie
Der Vorteil von Erdwärmesonden besteht darin, dass sie kein Wasservorkommen benötigen, denn die Wärme wird durch ein Wärmeträgerfluid in der Sonde aufgenommen, das durch geschlossene Wärmetauschrohre im Untergrund zirkuliert. Im Anschluss wird dem Fluid die Wärmeenergie wieder entzogen und mit Hilfe einer Wärmepumpe für die Beheizung oder Kühlung von Gebäuden genutzt.
Anders ist das Vorgehen bei der Tiefengeothermie. Hier wird Wärme aus geeigneten geologischen Schichten in einer Tiefe von mehreren tausend Metern entnommen. Das in Österreich derzeit gängige System ist die hydrothermale Nutzung. Üblicherweise gibt es dabei zwei Bohrungen, eine Förderbohrung und eine Injektionsbohrung. Über die Förderbohrung wird das heiße Thermalwasser aus der Tiefe an die Oberfläche gepumpt, wo seine thermische Energie für die Wärme- oder Stromerzeugung genutzt wird. Anschließend leitet die Injektionsbohrung das abgekühlte Wasser wieder zurück in den Untergrund.
Pilotprojekt in Aspern
Trotz ihres hohen Potenzials wird die Tiefengeothermie in Österreich noch kaum genutzt. Ein Grund dafür sind hohe Explorationskosten und geologische Unsicherheiten. Deshalb unterstützt der Klima- und Energiefonds mit seiner Ausschreibung “Tiefengeothermie“ Projekte, die die Entwicklung und die breitere Nutzung der vorhandenen geothermischen Ressourcen in Österreich vorantreiben.
Die Errichtung der Tiefengeothermie-Anlage Aspern, die im Rahmen der ersten Tiefengeothermie-Ausschreibung 2024 des Klima- und Energiefonds gefördert wird, stellt eines der Pilotprojekte für die Umsetzung weiterer Tiefengeothermie-Anlagen im Raum Wien dar.
In der Seestadt Aspern sind drei Bohrungen im Industriegebiet im süd-östlichen Bereich geplant. Dabei wird ausgehend vom Bohrplatz zunächst senkrecht bis auf eine Tiefe von rund 1.000 Metern gebohrt. Anschließend werden die Bohrungen auf bis zu 2.600 bzw. 3.400 Meter abgelenkt. Die Entfernung zwischen Entnahme- und Rückgabepunkt wird rund vier Kilometer betragen. Da die Bohrung nur einen Durchmesser von durchschnittlich 30 Zentimeter hat, ist mit keinerlei Auswirkungen an der Erdoberfläche zu rechnen. In Kombination mit Wärmepumpen soll die Anlage nach Fertigstellung bis zu 20 Megawatt erzeugen und so rund 20.000 Wiener Haushalte über das Fernwärmenetz emissionsfrei versorgen.
Im Infocenter der Tiefengeothermie-Anlage Aspern können sich Interessierte vor Ort über das Projekt und die Technologie informieren. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.deeep.at/
Aktuell können in folgenden Förderprogrammen des Klima- und Energiefonds Projekte mit Geothermie-Bezug eingereicht werden: