29.10.2024 – Newsletter-Beiträge – #03/2024

Ausgezeichnete Klimawandelanpassung

Die Sieger des Österreichischen Staatspreises für Klimawandelanpassung stehen fest. Wir stellen die Erstplatzierten in den vier Kategorien Hochwasser/Starkregen, Trockenheit, Hitze sowie in der Sonderkategorie Forschung vor.

Von grünen Lungen, die das Leben im urbanen Siedlungsräumen lebenswerter machen, über naturnahe Rückhaltebecken und Bäume als Hitzekiller reicht die breite Palette der Sieger-Projekte beim diesjährigen Österreichischen Staatspreises für Klimawandelanpassung „CliA“. Lesen Sie hier, wer gewonnen hat und womit die Gewinner die Jury und das Publikum überzeugen konnten.

Hochwasserschutz durch Kleinrückhaltebecken

Kleinrückhaltebecken als Schutz vor Verklausung und Vermurungen – mit diesem Konzept setzte sich das Projekt „Bau von Rückhaltebecken“ in der Kategorie Hochwasser/Starkregen durch. Am Projekt beteiligt sind fünf Gemeinden der Klimaanpassungsregion Bucklige Welt-Wechselland: Aspang-Markt, Krumbach, Hochneukirchen-Gschaidt, Lichtenegg und Kirchschlag in der Buckligen Welt. Die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von Kleinrückhaltebecken sind vielfältig. Je nach der Situation vor Ort bestehen sie entweder aus einem größeren Auffangbecken oder aus mehreren kleineren Becken, die staustufenartig angeordnet sind. Für den Bau werden naturnahe Materialien wie Lärchenholzstämme und Wurfsteine verwendet. Sie erlauben eine Bauweise, die mitgeführtes Schwemmmaterial zurückhält und nur noch Wasser durchlässt, so dass es weiter flussabwärts zu keinen Verklausungen kommt, die die Infrastruktur gefährden könnten. Nach dem Unwetter können die Becken ausgeräumt werden und sind wieder für das nächste Starkregenereignis einsatzbereit.

Grüne Lunge für Böheimkirchen

In der Kategorie Trockenheit überzeugte Böheimkirchen mit dem Projekt „Grüne Lunge“. Das Besondere an der grünen Lunge von Böheimkirchen ist, dass sie Teil des Ortes ist und so den Einwohner:innen von Böheimkirchen unmittelbar nachhaltige Lebensqualität bietet. Im Kern des Projekts steht eine massive Aufwertung des Zentralparks Böheimkirchen. Der durch den Park und das Gemeindegebiet fließende Michelbach wird auf vier Kilometern Länge einer ökologischen Flusssanierung unterzogen, bei der Schutz vor Austrocknung, die Errichtung von Fischaufstiegen sowie Beschattung im Vordergrund stehen. Saniert wird auch die Hauptallee im Park. Der kaputte Baumbestand der Allee wird entfernt, die Allee selbst durch die Pflanzung von hundert neuen Linden sowie von Jungbäumen stark aufgewertet. In der erweiterten Zone am Fluss sorgt überdies eine ökologische Freizeitwiese mit Flusszugang, eine Obstbaumstraße sowie ein zweihundert Quadratmeter großer Schotterrasen für Kühlung und Wasserspeicherung. Der Erfolg des Böheimkirchener Projekts beruht nicht zuletzt auf einer jahrelangen Vorarbeit, der konsequenten Einbindung der Bevölkerung und einer engagierten Medienarbeit.

Wiener Wäldchen

Das in Wien angesiedelte Projekt „Jedem Bezirk sein Wiener Wäldchen“ holte sich den ersten Platz in der Kategorie Hitze. Mit der Pflanzung von 23 „Wiener Wäldchen“, kleinen Wildnis-Oasen mitten in der Stadt, entstehen in Wien zusätzliche wertvolle Baumstandorte. Ein „Wiener Wäldchen“ ist ein sehr dichter, biodiverser und schnell wachsender Mini-Wald. Auf einer Fläche von hundert bis dreihundert Quadratmetern werden rund fünfzehn verschiedene, heimische Baum- und Straucharten in engen Verbänden gepflanzt. Die Pflanzen werden nur in den ersten Jahren gemulcht und gegossen, dann sich selbst überlassen. Neben der Hitzeminderung durch Verdunstungskühlung und Beschattung tragen die so angelegten neuen Baumflächen auch zur Verbesserung der Bodenfunktion bei, verbessern die Luftqualität und sorgen für eine vielfältigere Flora und Fauna. Als besonders wichtig sehen Fachleute auch die positive Wirkung solcher Maßnahmen gerade für vulnerable und sozial schwächere Gruppen.

Bürger:innen als Hitzeforschende

In der Sonderkategorie Forschung überzeugte das Projekt „OPUSH – Citizen Science Pilot Urban Heat Stories“ die Jury. Das Ziel dieses Citizen-Science-Projekts ist es, die Perspektive hitzevulnerabler Gruppen nachhaltig in Stadtentwicklungsprozesse zu integrieren. Senior:innen ab 70 Jahren wurden daher im Rahmen des Projekts direkt als Mitforschende eingebunden. Sie legten Aufenthaltsorte auf einer Karte fest und ordneten diesen Orten Nutzungskategorien wie Gesundheit, Erholung, Treffen, Transport, Nahversorgung, Kultur und Sport zu. Auf einer fünfstelligen Skala von sehr kühl bis sehr heiß gaben sie auch eine individuelle Einschätzung der Temperaturwahrnehmung an diesen Orten ab. Anschließend fanden bei Begehungen der ausgewählten Orte Temperaturmessungen statt, die auch in Echtzeit in einer App am Smartphone nachverfolgbar waren. In einer nachfolgenden Präsentation wurden die Ergebnisse diskutiert und das Feedback der Teilnehmenden zur Entwicklung eines Chatbots eingeholt, der die Erforschung von Hitzewahrnehmung vulnerabler Gruppen auf breiter Basis möglich machen soll. Ein weiteres Ziel des „Urban Heat Stories“-Projekts besteht darin, Empfehlungen für eine nachhaltige, hitzeresiliente Stadtentwicklung zu geben und Ansätze zur Vermeidung von Fehlanpassungen zu formulieren. Das Projekt ist gut skalierbar und kann daher für Städte und Gemeinden unterschiedlichster Größe als Muster dienen. Im Jahr 2024 wurde die Zielgruppe des Projekts auf Kinder und Jugendliche erweitert.

CliA –Staatspreis für Klimawandelanpassung

Der Österreichische Staatspreis für Klimawandelanpassung wird alljährlich vergeben. Er wurde ins Leben gerufen, um die Bedeutung von Anpassung als zweite Säule der Klimapolitik aufzuzeigen. Als höchste staatliche Auszeichnung holt er vorbildhafte Anpassungsprojekte vor den Vorhang und soll jene Akteur:innen würdigen, die eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaanpassung spielen.

Der Preis wird vom Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und dem Klima- und Energiefonds getragen.

Die diesjährigen Gewinnerprojekte 2024 wurden am 16. Oktober 2024 gekürt. Sie wurden jeweils durch eine Jury und ein Publikums-Voting bestimmt. In der Sonderkategorie Forschung wurde die Entscheidung nur von der Jury gefällt.

Alle Informationen zum Staatspreis gibt es unter www.staatspreis-anpassung.at.

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